Heute sind wir mit den ersten Übergabeaktivitäten gestartet und haben Alma von „Rahma“ getroffen. Sie ist die bosnische Mitorganisatorin einer einheimischen Hilfsorganisation, die seit Jahren hier vor Ort Hilfe in Form von Essen und Kleidung organisiert.
Schwerpunkte der Übergabe waren Dinge, die vielleicht wichtig sind, um hier vor Ort auch noch die nächsten 10 Jahren gut und nachhaltig arbeiten zu können.
Dazu gehörte die
- Push Back Map. Bisher war hier nur das Border Violence Monitoring Network bekannt, dass durch Reporter*innen Berichte von PushBacks aufnimmt, veröffentlicht und damit Druck auf die EU macht. Aber es gibt ja auch noch die PushBackMap, in der Migrant*innen selber ihre Erfahrungen mit Deportationen, Gewalt, Demütigung, Diebstahl und Verweigerung der Annahme des Asylersuchens dokumentieren können. Wir würden gerne aus Deutschland die Arbeit der PushBackMap mit Arbeitskraft unterstützen, doch fehlt hier vor Ort die Mobilisierung für dieses selbstermächtigende Werkzeug. Alma ist begeistert davon und will einen kleinen Hinweis-Zettel auf englisch, französisch, urdu, farsi und arabisch in jeder Hilfslieferung an People on the Move beilegen. Wir freuen uns, dass unsere Initiative so schnell aufgegriffen wird. Jetzt ist es an uns in Deutschland Menschen zu finden, die Lust haben, die PBM zu unterstützen und Berichte von Deportationen zu redigieren und zu übersetzen.
- Trinkwasserdesinfektion. Wir haben von Flüchtenden Desinfektionstabletten für Trinkwasser gezeigt bekommen, die sie von NROs bekommen hätten. Damit verbunden war die Aussage, dass das Wasser aus der naheliegenden Quelle (mit Wasserhahn) nicht trinkbar wäre und alles Wasser desinfiziert werden müßte. Diese Aussage ist einfach falsch. Zur bosnisch-muslimischen Kultur gehört es, viele öffentliche Trinkwasserstellen zu errichten, auch um in diesem Leben etwas Gutes für andere zu tun. Diese Quellen werden viel frequentiert und das Wasser ist hochwertig. Für Migrant*innen sind sie lebensnotwendig. Wenn jetzt jemensch vorbei kommt und vor dem Genuß des Wassers warnt (ohne Grund) gerät eine wichtige Ressource der Menschen (freier Zugang zu Trinkwasser) ins Wanken. Es kann zur massiver Verunsicherung führen; Menschen trauen sich nicht mehr, das öffentlich zugänglich Wasser zu trinken. Kopfschmerzen, Dehydration, Schwäche, Nieren- und Blasenentzündungen können die Folge sein. Und noch schlimmer: Würden die Flüchtenden jetzt die Desinfektionstabletten benutzen und evtl. zu hoch dosieren, so nach dem Motto: Viel hilft viel, könnte ihre eigene positive Darmflora abgetötet werden. Insbesondere da eine Tablette für 10l ist, die Menschen aber nur Wasserflaschen mit 1l mit sich führen. Gut gemeint ist hier gefährlich und der Grundsatz von „do no harm“ wird verletzt. Nichtstestotrotz kann es Sinn machen, Tabletten für jeweils 1l Wasser dabei zu haben, damit im Game auch aus Flüssen sicher getrunken werden kann. Wenn aber die Kommunikation diese Unterscheidung nicht zulässt, ist es sicherer, den Zugang zu Wasser offen zu halten und nicht mit Ängsten vor Vergiftungen zu belasten.
- Babytragen. Wir vermitteln den Kontakt zu der Schweizer Gruppe, die gebrauchte Babytragen für Fluchtsituationen sammelt.
- Krätzebekämpfung. Wir betonen unsere Einschätzung, dass hier in der Region wenig Krätzebefall ist und das Hautjucken von mangelnder Waschgelegenheit kommt. Wir lassen unser Scabie-Wash-Project Papier da. Mal sehen, wer es hier aufgreift.
- Alarmphone Österreich. Wir informieren über das Alarmphone Austria, dass nach Grenzübertritt Hilfe beim Asylersuchen anbietet.
- Polizeigewalt. Falls „Rahma“ doch noch eineN Anwält*in findet, um gegen die bosnische Polizeigewalt juristisch vorzugehen, erklären wir, mit eurer Hilfe, die Kosten dafür zu übernehmen. Es ist ein Auftrag von Zuher und Hassan, den wir noch auf unseren Schultern fühlen.
- Hilfstransport. Wir wissen, dass Alexander aus Hitzacker eine NRO als Empfängerin für einen Hilfstransport sucht. Wir stellen den Kontakt her.