Heute am letzten echten „Arbeitstag“ treffen wir uns morgens mit der bosnischen Solifrau, deren Namen wir hier immer noch nicht nennen wollen, um ihre Arbeit nicht zu gefährden. Wir tauschen Neuigkeiten über die Situation der Migrants aus, zum Glück weiß auch sie von keiner neuen bosnischen Polizeigewalt. Aber sie weiß, dass sechs junge Männer, die sonst bei ihr duschen waren, es bis nach Italien geschafft haben.
Wir haben für ihre Kinder nach einem kleinen Abschiedsgeschenk gesucht und haben zum Glück mit der Hängematte aus gewebtem Stoff eine kleine Freude machen können. Für die Soli-Arbeit vor Ort lassen wir eine Geldsumme da, damit die Familie nicht immer weiter ihre letzten Reserven benutzt, um People on the Move zu unterstützen. Geld für die Waschmaschine, für die Überweisung mit Western Union, für Essen, für Strom für die Dusche in ihrem Haus. Natürlich wird unser Geld erst zurückgewiesen, doch dann dankbar angenommen.
Unsere nächste Übergabe findet mit einer medizinischen NRO statt, dies bisher noch keine Anerkennung hat und deren Namen wir hier deswegen auch nicht nennen. Wir erzählen von unseren Erfahrungen in den letzten 4,5 Wochen, unserer Einschätzung, dass es viel weniger Krätzebefall gibt als angenommen, lassen Medikamente da und vergessen uns für die wichtigen Kontakte zu bedanken, die wir durch den Koordinator der NRO bekommen haben. Das holen wir später nach.
Um morgen problemloser über die Grenzen kommen, waschen wir unser total eingestaubtes Auto.
Matthias rasiert sich, um seriöser auszusehen (Katja sieht immer seriös aus, sagt er) und wir recherchieren noch einmal die aktuelle Corona-Situation. Zum Glück fällt uns dabei auf, dass die Testpflicht, Einreiseanmeldungspflicht und auch die Quarantänepflicht wegfällt, weil Bosnien seit einer Woche kein Risikogebiet mehr ist. Wir können also unseren geplanten PCR-Test am Grazer Flughafen stornieren und freuen uns über die gesparten 200€ für den Verein.
Abends erreicht uns noch eine dringende Nachricht aus Sturlic. Es scheint, dass morgen doch nicht nur ein Heimreisetag sein wird, sondern zumindest zur Hälfte noch ein „Arbeitstag“.