Grenzenlos – People in Motion e.V.
Nachhall

von Katja

Seit gut einer Woche sind wir wieder zurück aus Bosnien. Wir haben Zeit gehabt, hier anzukommen und unsere Erfahrungen ein wenig sacken zu lassen. Noch immer erreichen uns Hilferufe aus Bosnien, die wir enttäuschen müssen.

Wir haben ein Interview mit der Elbe-Jeetzel-Zeitung geführt, das ihr hier lesen könnt.

 

Eine unserer Aufgaben im Moment ist der Versuch, einen afghanischen Dolmetscher zu unterstützen. Wir trafen ihn und seine 15-jährige Schwester in Glinica und er erzählte ein wenig aus seiner Geschichte. In einer neuen Mail an uns schreibt er:

„I can speak 7 different languages including good german language. I have many certificates and recommendation letters from my service in Afghanistan. I have to mention that some original copies were taken and ripped by Croatian police after they took my coat and mobile phone.

With all this education and work experience with Europeans themselves I struggle and face humiliation. But unfortunatly when I meet anyone here, he or she just writes his or her scripts and then tells me: „I am sorry. Best of luck for the next try [game]“ It means: Best of luck for the next humiliation.

Last week we crossed the border and walked for many days to reach a [croatian] city. But they deported us back and took all our money.

They don`t know anything about humanity.

We have no other option but to try again and again until we join the rest of our family in Germany.

Sincerely

R.“

Auf Grund des Abzugs des Nato-Truppen aus Afghanistan gibt es eine bundesdeutsche Diskussion über die Schutzmassnahmen für die lokalen Kräfte, ohne die die Arbeit der Militärs nicht funktioniert hätte. Von den Taliban werden diese Menschen als Kollaborateure angesehen, die auf Todeslisten stehen. Vielleicht können wir auch für R. etwas wieder in Bewegung bringen. Montag werden wir uns an das Verteidigungsministerium, das Bundesinnenministerium und an Menschen wenden, die aktuell einen offenen Aufruf zur Sicherheit der zivilen Mitarbeiter*innen in Afghanistan verfasst haben.

Vielleicht gehören wir dann nicht zu den Menschen, die etwas notieren und dann „Viel Glück fürs nächste Game“ wünschen. Drückt die Daumen.

 

Ein weiteres Projekt, dass wir gerne mit eurer Hilfe angehen würden, ist die Unterstützung der PushBackMap.

In die PushBackMap können Flüchtende direkt nach illegaler Rückschiebung (und nach Mißhandlung) den PushBack dokumentieren. So entsteht eine Datenbank über viele Grenzregionen, in der nachvollziehbar ist, wo die Festung Europa (und andere Hochburgen der Abschottung) sich einmauert und Menschen das staatlich verbürgte Recht auf einen Asylantrag verweigert.

Das Projekt ist gerade in einer Umbruchphase, vielleicht bringt neue Energie auch die Möglichkeit, diese wichtige Datenbasis weiterzuführen. Dafür möchten wir euch fragen, ob ihr Interesse habt, euch in diese Arbeit einzubringen. Es könnte vielleicht bedeuten:

  • Texte aus Urdu und Arabisch zu übersetzen (wahrscheinlich mit einer Übersetzungsapp, außer ihr kennt die Sprachen)

  • eingereichte Formulare der People on the move redigieren, zusammenfassen, eine gute Überschrift finden

  • Ort des PushBacks auf der Karte eintragen und den Bericht verlinken

  • Bei Interesse: Facebook und Whatsapp Account führen um Migrant*innen direkt über Kontakte auf die Wichtigkeit der Dokumentation hinzuweisen und sie einzuladen, ihren PushBack festzuhalten.

Es könnte aber auch bedeuten, einmal (oder mehrmals) im Jahr für ein paar Tage in die Grenzregion zu reisen, dort die arbeitenden Gruppen und NROs anzusprechen, Sticker zut Werbung für die PushBackMap in Squats, besetzten Häusern und an zentralen Orten anbringen: Einfach das Projekt PushBackMap immer wieder vor Ort voranbringen.

Bitte meldet euch bei uns unter info@grenzenlos-people-in-motion.eu wenn ihr an einer Mitarbeit Interesse habt.

 

Zum Schluss möchten wir euch zu zwei Erzählabenden im Wendland einladen:

  • Am Sonntag, 4.7.21 um 19.30 Uhr berichten wir im Gasthaus Wiese, Gedelitz von unserer Reise.

  • Am Montag, 5.7.21 um 19.30 Uhr berichten wir noch einmal im Clenzer Culturladen.

Beide Abende finden drinnen statt und laut Coronaverordnung ohne Maske.

 

Wir sind immer noch sehr dankbar über eure Unterstützung für dieses Bosnienprojekt. Eure Spenden, eure Mails und Briefe, eure guten Gedanken tragen dazu bei, dass wir diese Arbeit machen dürfen. Für die Flüchtenden bedeutet es viel, zu wissen, eine lose Gruppe von 260 Menschen nimmt Anteil und erzählt weiter, wie die unmenschliche Situation vor den Toren Europas aussieht.

 

Es grüßen euch herzlich

 

Katja und Matthias

 

 

Grenzenlos - People in Motion e.V., c/o Katja Tempel, Meußließen 2, 29459 Clenze
www.grenzenlos-people-in-motion.eu
Spendenkonto: Triodos Bank, IBAN DE94 5003 1000 1035 9970 04, BIC: TRODDEF1
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